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Seit Februar 2020 beschäftigt uns alle dieses Virus namens Corona – zumindest mich. Dies in den verschiedensten Varianten: Angst, sich anzustecken + Konfrontation mit dem Tod + Finanzielle Einbrüche, weil Bestellungen ausfielen + Auseinandersetzungen mit Freunden + Verlust von Freunden + Eigene Long Covid-Symptome. Andererseits haben wir in dieser Zeit auch viele positive Erfahrungen - besonders mit unseren Kunden - machen dürfen, die „am Ball" blieben, weiterhin bestellt haben, Gutscheine kauften, Online-Seminare besuchten, dankbar für Corona-Informationen über neue Bestimmungen waren, usw. usw.

Bisher habe ich vermieden, mit einem Blog tiefer in das Thema einzusteigen, weil auch ich unsere Gesellschaft in diesem Punkt als „gespalten" wahrnehme und weder in die eine noch in die andere Ecke gedrängt werden möchte. Jetzt ist es aber doch an der Zeit, dass ich mich nicht mehr länger zurückhalten möchte. Nun, was gibt es zu sagen und worüber? Es sind die Verweigerer der Existenz der Pandemie.

Mit großer Verwunderung stelle ich fest, dass sich zu einem nicht unbeträchtlich Teil die Corona-Leugner aus einer Gesellschaftsgruppe rekrutieren, in der ich auch einmal integriert war. Zwar habe ich mich nie als Esoterikerin verstanden sondern immer nur als spirituell (da gibt es einen Unterschied) aber ich gehörte trotzdem zu den Menschen, die an Heilung und Heilkräfte glaubten, die nicht von Medizinern kam sondern von Heilpraktiker*innen und Heiler*innen. Noch immer verstehe ich mich als spirituellen Menschen, bin den Native Indians zugetan, glaube aber nicht daran, dass man/frau beispielsweise Schamanismus oder Heiler*in in einem Wochenend-Workshop erlernen kann, sondern dass es Bestimmung ist oder Zeit braucht. Nie empfand ich mich als „abgehoben" oder vergeistigt sondern mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehend.

Wiederholt habe ich früher wahrgenommen, dass es von vielen aus der „Eso-Scene" das unbedingte Bedürfnis nach einem Guru, einer Sekte, einer Gruppenzugehörigkeit u.ä. gab. Entsprechende Seminare hatten regelrecht Suchtpotential. Dazu gehörte natürlich, dass jede/r mindestens Yoga machte oder meditierte, manche OSHO überallhin folgten und sich in den Seminaren mit abstrusen Methoden „brechen" ließen. Auch ich habe das in mehr oder weniger starker Form hinter mir aber ich habe dabei nie meinen „Kaffeesatz" verlassen, das, was mich im Inneren zusammenhält. Es ist das Vertrauen in die eigene Führung, die sich aus meinem Gefühl zu mir selbst ergibt. Ich habe keine menschlichen Wort- und Geistesführer oder einen Guru über mir und kenne auch keine Unterwerfung unter eine Regierung, Parteien, Machtorgane oder Mediziner, sondern vertraue – wie die Native Indians – im Wesentlichen der Kraft der Natur.

Zumindest die Menschen mit kognitiven Fähigkeiten kann ich verstehen, wenn sie Corona leugnen, weil sie der herrschenden Regierung nicht vertrauen können. Da hat die Jahre lange CDU-Führung ihr gutes Teil dazu beigetragen. Auch kann ich verstehen, wenn die Meinung von Medizinern angezweifelt wird, wo auch sie – genauso wie die Regierung – weitgehend von Gewinnmaximierung und kapitalistischen Interessen geleitet sind. Mein Verständnis stoppt jedoch grundlegend, wenn sich die Leute von FakeNews, die im Internet verbreitet werden, leiten lassen. Die Geschichten mit Bill Gates und dem Blut von geopferten Kindern, Mikrochips unter der Haut, angeblichen Vergiftungen und Unfruchtbarkeitsaktionen durch die Impfung sind so dumm, dass mir schleierhaft ist, wie irgendjemand darauf reinfallen kann.

Interessanterweise haben es diese Kräfte geschafft, dass ihre Anhänger keine offiziellen Nachrichten mehr hören und lesen sondern sich sehr stolz ausschließlich im Internet „informieren". Es wird gar nicht mehr hinterfragt, ob nicht genau von dort die Falschmeldungen stammen. Noch infamer ist, dass diese Verunglimpfungen oft verwoben werden mit rechtem Gedankengut und wie die neuesten „geheimen" News aufgesaugt werden. Die rechtsradikale Szene arbeitet schon lange an Konstruktionen, die Demokratie zu stürzen und die Herrschaft von unten her zu erreichen. Mit Corona und der Angst der Menschen, den Regierenden und der Medizin Glauben zu schenken, haben sie einen guten Nährboden gefunden, ihre Macht zu kräftigen. Corona und die Rechten haben sich miteinander verwoben. Natürlich sind nicht alle Impfverweigerer rechts aber sie sind zumindest nicht sozial. Denn bei einer Pandemie hört tatsächlich die selbstbezogene Individualität auf. Wenn ich nicht nur mich sondern auch andere schützen will und mir dafür die Mittel zur Verfügung stehen, dann mach' ich das auch. Und das ist im Moment eben nur die Möglichkeit, sich impfen zu lassen oder sich allein Wochen lang in absolute Quarantäne zu begeben.

Ich trage – außer meinem Impfpass – auch immer meinen Organspendeausweis mit mir und einen Vermerk, dass es für mich eine Patientenverfügung gibt. Es wäre doch möglich, in so einer Patientenverfügung zu hinterlegen, dass man Corona-Impfverweigerer ist und die volle Verantwortung dafür trägt, was bedeutet, dass man im Falle einer Hospitalisierung wegen Corona auf lebensverlängernde Maßnahmen (Beatmungsgeräte, künstliches Koma, etc.) verzichten würde.

Damit (und nur damit) trägt die Person die volle Verantwortung für ihre Impfverweigerung und erwartet nicht von der Gesellschaft, dass sie sie gesund pflegt für eine Erkrankung, die durch Impfung im überwiegenden Fall hätte vermieden werden können. Fast 90 % aller, wegen Corona hospitalisierten, Menschen auf den Intensivstationen sind Ungeimpfte. Deutschlandweit gibt es mehr als 30 % der Bevölkerung, die nicht geimpft sind. Ich bin geimpft und zwar zwei Mal.