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Das "Altern" meistern

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Das Altern zu meistern ist eines der großen Themen des Lebens. Die Älteren unter meinen Leser*innen werden das Gefühl kennen, sich selbst eigentlich unverändert jung zu fühlen und aus den Augen einer jungen Frau zu schauen. Erst ein Blick in den Spiegel offenbart die (bittere) Wahrheit. Dieses Gesicht, was mich dort anschaut, entspricht nicht dem, wie ich mich fühle.

Was soll ich mit diesem schier unerträglichen Gefühl anfangen. Ich würde es gern teilen, würde gern Freundinnen finden, denen es genauso geht und es irgendwie in eine positive Erfahrung verwandeln können. Die indianischen Frauen gelten als weise, wenn sie ihre monatlichen Blutungen verloren haben. Erst dann „dürfen" sie uneingeschränkt mit den Männern in die Schwitzhütten.

Die Schwitzhütte* ...
... ist eine spirituelle Zeremonie, in der man ganz eng in einer dunklen flachen, eigens dafür gebauten, Hütte zusammen sitzt mit einem offenen Feuer in der Mitte. Es ist unbeschreiblich heiß. Ein Saunagang auf der oberen Ebene ist nichts dagegen. Die Zeremonie dauert 2-3 Stunden. Ab und zu wird nach bestimmten Regeln die Hütte geöffnet, Wasser auf das Feuer gegossen und Luft rein gelassen. Der Prozess, in den man dabei gerät, ist eine radikale Grenzerfahrung. So zumindest ging es mir jedes Mal. Ich glaubte wirklich, im nächsten Moment zu sterben. Immer wieder wird man an seine Grenzen gebracht, glaubt, es nicht länger auszuhalten.

Und doch hält man es aus und fühlt sich danach total „gereinigt" von allen Belastungen, Zweifeln und Unsicherheiten. Man geht total gestärkt daraus hervor: klar, kraftvoll und frei. Die Menschen, die sich in der Schwitzhütte befinden, unterstützen sich untereinander, durchzuhalten, alle singen und beten gemeinsam. Sie singen und beten für Mutter Erde, für alle Tiere und Menschen und für Freunde und Verwandte, die gerade besonders viel Kraft brauchen.

An dieser Zeremonie darf die Frau nicht teilnehmen, während sie aktuell ihre Periode hat und deshalb fühlen sich die Frauen besonders privilegiert, wenn die sogenannte fruchtbare Zeit (die Mondzeit) vorüber ist. Dies ist ein wesentlicher Grund, warum die indianische Frau keine oder selten Wechseljahresprobleme hat. Die Frau in diesen Jahren beginnt, als Weise zu gelten und hat damit einen hohen Stand in der Gemeinschaft.

Leider sind wir keine Indianer*innen und können auch nachträglich nicht so leben, als seien wir es schon immer gewesen. Dazu fehlt uns die Sozialisation in das lebensbejahende System der Naturvölker. Aber vielleicht hilft es, voneinander zu erfahren, uns zusammenzuschließen, die Erfahrungen teilen zu wollen, miteinander zu kämpfen und miteinander zu leben.

Es gibt noch viel, was es über das Älter-Werden zu schreiben gibt und das werde ich auch tun. Es ist eines meiner Haupt-Themen auf diesem Block und es betrifft jede und jeden (eigentlich) - egal welchen Alters. Die Jungen merken es nur noch nicht.

*Schwitzhütten bitte nur besuchen, wenn sie von erfahrenen Personen geführt werden!

Altern
„Ob man nun siebzig oder siebzehn ist – im Herzen eines jeden Menschen
wohnt die Sehnsucht nach dem Wunderbaren,
die erhebende Wirkung des Staunens
angesichts des Abenteuers eines kommenden Tages,
die ausgelassene Freude und Lebenslust.
Du bist so jung wie Deine Zuversicht, so alt wie Deine Zweifel,
so jung wie Deine Hoffnung, so alt wie Dein Verzagen.
So lange die Macht der Schönheit, der Freude,
der Kühnheit, der Größe von Erde, Menschen und Ewigkeit
Dein Herz berühren kann, so lange bist Du jung!
Alt geworden bist Du, wenn Deine Flügel hängen
und das Innere Deines Herzens vom Schnee des Pessimismus
und dem Eis des Zynismus bedeckt sind."
Albert Schweitzer

Die Philosophie der „Beautyness“
 

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Donnerstag, 25. April 2024

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